Wie ist es, den Alltag mit Menschen zu gestalten, die auf Betreuung angewiesen sind? Zwei Mitarbeitende der Stiftung Humanitas geben Einblick in ihre Arbeit – zwischen täglichen Herausforderungen, kleinen Erfolgen und echter Wertschätzung. Dominique Caloz ist als Sozialpädagogin seit vielen Jahren Teil von Humanitas. Was einst mit einem Praktikum begann, entwickelte sich zu einer Berufung. «Ich wollte wissen, wie die Arbeit im Alltag wirklich aussieht», erinnert sie sich. Schnell wurde ihr klar: Hier ist sie am richtigen Ort. «Die Atmosphäre, die Menschen – es hat einfach gepasst.» Ähnlich ging es Abdiasis Hassan Afrah, den alle «Abdi» nennen. Der gelernte Fachmann Betreuung ist seit 2017 dabei. «Jeder Mensch hier ist auf seine Weise besonders. Es bereitet mir grosse Freude, mit ihnen gemeinsam den Tag zu gestalten – auch dann, wenn nicht alles nach Plan läuft. Gerade das macht die Arbeit lebendig.» Wenn kleine Gesten den Unterschied machen In der Wohngruppe Reithy 3 begegnen sich beide fast täglich. Und sie wissen: Es sind die kleinen Dinge, die zählen. «Wenn ich ein Gericht aus der Kindheit koche und jemand sich dadurch erinnert fühlt – das sind für mich echte Glücksmomente», sagt Abdi. Für Dominique sind es vor allem die Momente, in denen der Alltag reibungslos verläuft: «Wenn alle Zahnräder ineinandergreifen – das gibt Energie. Schwieriger wird’s für mich, wenn wir personell knapp besetzt sind und nur noch im Sparmodus arbeiten können.» “ Ich wünsche mir, dass der Neubau nicht nur modern ist, sondern durchdacht – mit Fokus auf Würde, Selbstständigkeit und echte Lebensqualität. “ Dominique Carloz Sozialpädagogin Engagiert – trotz Hindernissen Beide erleben ihre Arbeit als sinnstiftend, aber auch herausfordernd. Besonders dann, wenn personelle Engpässe oder bauliche Hindernisse an ihre Grenzen führen. «Die Gänge sind eng, vieles ist nicht barrierefrei. Da stösst das Konzept der Teilhabe schnell an seine Grenzen», sagt Dominique. Auch Abdi merkt täglich, wie sehr die alte Infrastruktur seine Arbeit beeinflusst. «Die Zimmer sind klein, das Haus wirkt oft nicht heimelig genug. Dabei wünschen sich viele Klient:innen genau das: ein echtes Zuhause.» Umso grösser ist die Hoffnung, die beide mit dem geplanten Neubau verbinden. «Mehr Platz, helle Räume, eine offene Küche – das wird ein grosser Schritt für alle», sagt Abdi. Dominique ergänzt: «Ich wünsche mir, dass der Neubau nicht nur modern ist, sondern durchdacht – mit Fokus auf Würde, Selbstständigkeit und echte Lebensqualität.» “ Wenn ich ein Gericht aus der Kindheit koche und jemand sich dadurch erinnert fühlt – das sind für mich echte Glücksmomente. “ Abdiasis «Abdi» Hassan Afrah Fachmann Betreuung Für andere da sein Was beide verbindet, ist die Haltung, mit der sie ihren Beruf leben. «Ich möchte, dass unsere Klient:innen so viel Selbstbestimmung wie mög- lich erfahren – auch an schwierigen Tagen», sagt Dominique. Ein besonderer Moment für Abdi war, als ein Klient ihm in einer stressigen Situa- tion eine Frage stellte und dabei bemerkte, dass Abdi gestresst war. «Obwohl ich unter Druck stand, bin ich ruhig geblieben und war für ihn da. Er hat das gespürt und mir später gesagt, dass er sich bei mir sicher und gut aufgehoben fühlte. Dieser Moment hat mir gezeigt, dass ich in meinem Beruf genau richtig bin, dass unsere Klient:innen spüren, dass wir für sie da sind, auch wenn es einmal hektisch wird.» Mehr Zeit fürs Wesentliche Wenn es darum geht, was sie Menschen mit auf den Weg geben würde, die einen Beruf in der sozialen Arbeit anstreben, betont Dominique: «Es braucht Freude an Begegnungen.» Abdi ergänzt: «Wenn du gerne mit Menschen arbeitest und etwas zurückgeben möchtest, dann bist du hier genau richtig.» Und beide sind sich einig: In der Pflege und Betreuung müssen endlich genug Ressourcen zur Verfügung stehen. «Nur so kann man Zeit für Beziehungen, Gespräche und echte Präsenz finden», sagen sie beide. Denn genau das ist es, was diese Arbeit ausmacht: für Menschen da zu sein, ohne ständig auf die Uhr schauen zu müssen.